Die Nozzle, zu deutsch Düse, Deines 3D Druckers ist eines der wichtigsten Bauteile. Dennoch wird der Einfluss des Nozzle auf das Druckergebnis häufig stark unterschätzt.
Aufbau
Die Nozzle oder Düse eines 3D Druckers hat eine konisch zulaufende Form und meist eine kleine Stirnfläche durch welche eine Bohrung verläuft. Im hinteren Teil der Düse ist ein Gewinde angebracht mit welchem die Nozzle im Hotend verschraubt wird. Nicht jede Nozzle passt an jedes Hotend, da sich die notwendige Länge des Gewindes und auch der Durchmesser unterscheiden können.
Viele Shops die Düsen für 3D Drucker anbieten, geben jedoch an für welchen Druckertyp die jeweilige Düse passt. Sie bieten eine sehr große Auswahl an unterschiedlichen Düsen. Du kannst dort gezielt nach Deinem Druckermodell filtern und erhältst eine Auswahl passender Düsen. Beachte jedoch bitte, dass sich die Auswahl nur auf das Standardhotend Deines Druckers bezieht. Solltest Du dieses umgerüstet haben, so musst Du ggf. eine andere Düse wählen.
Düsendurchmesser
Es gibt die Düsen mit verschiedenen Bohrungsdurchmessern im Bereich von 0,1 – 2 mm. Es lohnt sich einen Satz von Düsen zu kaufen, denn der Durchmesser bestimmt auch die sinnvoll möglichen Schichtdicken. Und damit beeinflusst Du indirekt auch die Druckgeschwindigkeit. Die meisten Drucker kommen ab Werk mit einer 0,4 mm Düse. Die maximale Schichthöhe die Du damit drucken kannst errechnet sich nach folgender Formel:
Maximale Schichthöhe = 0,75 * Düsendurchmesser
Dies ist natürlich nur eine Faustformel, die aber für die Praxis gute Anhaltswerte liefert. Ich drucke meist mit der Hälfte des Düsendurchmessers. Für eine Düse mit 0,4 mm Durchmesser ist also eine Schichthöhe von 0,2 mm sehr gut. Die Schichthöhe musst Du übrigens in Deinem Slicer-Programm einstellen.
Warum ist es nicht möglich die Schichthöhe gleich dem Düsendurchmesser zu wählen?
Der 3D Drucker soll das Modell aus eng aneinander liegenden Streifen und übereinanderliegenden Schichten aufbauen. Entsprechend muss der Streifen Filament welchen wir auf dem Druckbett ablegen wollen im Querschnitt eher rechteckig und nicht rund sein. Beim Extrudieren des Filaments auf das Druckbett wird also der runde Strang etwas angepresst und ergibt so einen etwa rechteckigen Querschnitt. Da sich jedoch die Menge des Filaments nicht ändert müssen auch die Flächen im Querschnitt gleich sein. Und dieses Flächenverhältnis aus Kreisquerschnitt und Rechteck beträgt eben ungefähr 0,75.
Doch es gibt für die einzustellende Schichthöhe nicht nur eine obere Grenze. Es gibt auch eine sinnvolle minimale Schichthöhe:
Minimale Schichthöhe = 0,25 * Düsendurchmesser
Verringerst Du die Schichthöhe zu weit, wird das Filament zu stark gegen die Unterlage gepresst. Das kann zu unsauberen Oberflächen führen.
Doch nicht nur die mögliche Schichthöhe wird durch den Düsendurchmesser bestimmt. Er setzt auch eine Grenze bezüglich der Menge an Material das extrudiert werden kann. Damit wird letztendlich auch Deine Druckgeschwindigkeit limitiert. Denn bei höherer Geschwindigkeit muss mehr Material in der gleichen Zeit gefördert werden, da eine größere Strecke zurückgelegt wird. Es ist sehr leicht vorstellbar, dass es natürlich viel mehr Druck erfordert eine große Menge Material durch eine kleine Düse zu pressen als die gleiche Menge Material durch eine größere Düse. Und dieser Druck ist begrenzt durch die Kraft mit welcher der Extruder das Filament ins Hotend fördern kann.
Mit einem größeren Düsendurchmesser ist es tendenziell leichter schneller zu drucken. Jedoch wird Dein Modell nicht mehr so fein aufgelöst, da Du automatisch eine größere Schichthöhe wählen musst. Bitte beachte jedoch, dass mit größerem Düsendurchmesser und höherer Druckgeschwindigkeit mehr Filament in der gleichen Zeit gefördert und aufgeschmolzen werden muss. Der Extruder und auch die Heizpatrone im Hotend muss der geforderten Leistung gewachsen sein. Ich kann dir besonders einen BMG-Extruder empfehlen – mehr dazu im Artikel über Extruder. Hier gilt wie immer dass Du probieren solltest. Ich empfehle erstmal nur eine Durchmesserstufe nach oben oder unten zu gehen und sich langsam heran zu tasten. Bitte beachte beim Wechsel der Düse die Tipps am Ende der Seite.
Material
Wäre die Auswahl des geeigneten Düsendurchmessers nicht schon kompliziert genug, musst Du dich auch für einen Düsenwerkstoff entscheiden
Düsen aus Messing
Messing ist ein guter Werkstoff für die Düse eines 3D Druckers. Messing leitet die Wärme gut und gibt diese so an das Filament weiter. Leider entsteht jedoch je nach Filament mehr oder weniger Reibung an der Innenwand der Düsenbohrung. Besonders Spezialfilamente mit Carbonfasern, Holzfasern, metallischen Komponenten oder Gesteinsmehl haben eine stark abrasive Wirkung. Entsprechend verschleißt eure Düse schnell, der Durchmesser stimmt nicht mehr und die Druckqualität leidet.
Beschichtete Messingdüsen
Die Messingdüse kann beschichtet werden um den relativ weichen Werkstoff vor zu starkem Abrieb zu schützen. Damit wird gleichzeitig die Reibung zwischen Filament und Düse reduziert. Falls Du überlegst deinem Drucker ein Upgrade zu verpassen, so ist eine hochwertige beschichtete Messingdüse sicher keine schlechte Wahl. Der Preis ist moderat und je nach Qualität der verbauten Standarddüse schlägt sich die höhere Qualität im Druckergebnis nieder. Als Beschichtungen wird Nickel oder Chrom aufgebracht.
Beschichtete Kupferdüsen
Es existieren auch Düsen aus Kupfer um die Wärmeleitfähigkeit weiter zu optimieren. So leitet Kupfer die Wärme etwa dreimal besser als Messing. Kupferdüsen sind in der Regel beschichtet um ein Anlaufen zu verhindern und die Reibung zwischen Düse und Filament zu reduzieren. Kupfer hat aber noch einen weiteren Vorteil. Seine Schmelztemperatur liegt höher als die von Messing. Die Düse ist deshalb auch für sehr hohe Drucktemperaturen geeignet (bis 500 °C). Hier kannst du verschiedene Düsen vergleichen und die Richtige für Dein Projekt finden.
Düsen aus Gehärtetem Stahl – mit und ohne Beschichtung
Statt die weiche Messingdüse mit einer verschleißfesteren Beschichtung zu versehen kann man auch eine Düse aus einem festeren Grundwerkstoff wählen. So gibt es für besonders abrasive Filamente, etwa mit Carbonfaser, Düsen aus gehärtetem Stahl. Diese verschleißen nicht so schnell wie Messingdüsen. Leider hat Stahl aber auch nicht die gute Wärmeleitfähigkeit des Messings. Ich rate dir entsprechende Düsen wie die nachfolgende von Mirco Swiss, nur zu verwenden wenn du auch wirklich sehr abrasive Filamente verwendest. Für den Druck von normalem PLA sind die Düsen eher von Nachteil. Es existieren auch bei dieser Düsenart beschichtete und nicht beschichtete Varianten.
Edelstahldüsen
Düsen aus Edelstahl bieten den Vorteil dass diese lebensmittelechte Drucke ermöglichen. Leider ist die Wärmeleitung bei Edelstahl sehr schlecht sodass du die Drucktemperatur deutlich höher einstellen musst.
Düsen mit Rubin
Die Luxusklasse der Düsen sind jene, der Spitzen aus Rubin gefertigt ist. Dieser Edelstein weißt eine hohe Härte auf und wird zum Beispiel in Uhren als verschleißfeste Lagerung eingesetzt. Für den 3D Druck wird nicht die ganze Düse aus Rubin gefertigt. Es handelt sich in der Regel um Messingdüsen, mit und ohne Beschichtung, welche den Rubin an der Spitze tragen. Die Bohrung kann im Rubin sehr präzise gefertigt werden sodass sich nur geringe Durchmessertoleranzen ergeben. Von Nachteil ist der Preis solcher Düsen, sodass sich der Einsatz nur beim Druck von sehr speziellen Filamenten lohnt.
Spezialdüsen
Viele Hersteller bieten auch Spezialdüsen aus anderen Werkstoffen oder speziellen Legierungen. Auch bei den Beschichtungen experimentieren die Hersteller und bieten so manche »Wunderdüse« an. Einige Hersteller sind sogar so überzeugt dass sie eine lebenslangen Garantie auf die Düse geben.